29. April 2024

Peter Rohrsen: Das Buch zum Tee

Tee im Korb

Tee weckt in mir ganz eigene Erinnerungen:

Jugendherbergstee, in der großen Blechkanne bei Klassenfahrten ausgeschenkt, war meist Hagebutten-, Früchte- oder Pfefferminztee und gehörte einfach dazu. Dass diese Aufgüsse oft gar nicht schmeckten war damals Nebensache.

In Irland wird black Tea oft in einer kleinen Blechkanne angeboten – natürlich habe ich eine zu Hause. In England bekam ich Yorkshiretea in der Porzellantasse und musste mich beeilen, damit nicht Milch und Wasser gleichzeitig auf den Beutel gegossen wurde. Brrrr, ich mag keine Milch im Tee.

Im Pub bestellte ich Earl Grey Tea, doch man hatte „only normal Tea“ – schwarzen Beuteltee

Im Film Best Exotic Marigold Hotel weißt die Schauspielerin Maggie Smith einen Kellner zurecht, indem sie ihm mitteilt, dass Tee mit sprudelndem Wasser aufgegossen werden muss, nicht mit lauwarmem Wasser..

Björn machte mich mit Earl Grey Tee bekannt, Christof sagte erstmals Graf Grau, was mich immer noch begeistert. Björn und ich bringen uns gegenseitig neue Greysorten aus dem Urlaub mit. Vom Beuteltee habe ich mich inzwischen entfernt – die Erkenntnis, dass Earl Grey Platz im Wasser braucht, um Aroma zu entwickeln, machte ich in einem Urlaub.

Das Buch zum Tee

entdeckte ich bei Janssen Bücher in Bochum. Ich war ein bisschen genervt. Zwar hatte ich vorher schon im Comicladen Little Nemo ordentlich eingepackt, hätte aber gerne noch einen schönen Krimi oder etwas fantastisches zu mir genommen. Da ich nicht fündig wurde, setzte ich mich an den Tisch und wartete auf die Mitglieder unserer Buchkaufrauschtour, als ich sah, dass das goldgeletterte Wort Tee aus den Tiefen eines Regals leuchtete –

Peter Rohrsen hat mit seinem Buch zum Tee ein Grundlagenbuch geschrieben. Er beschreibt sehr umfangreich, wie es zur Teeverbreitung in der Welt kam, Anbaugebiete in China, Japan, Indien, Sri Lanka, Indonesien und Afrika Lagen und Sorten und macht in seinen geschichtlichen Abrissen deutlich, wie wichtig es ist, auf Herkunft der Tees, Anbaumethoden und Umgehen mit den Mitarbeitenden der Plantagen zu achten.

Knapp 220 Seiten dauert der Ritt durch die mal steilen, mal hügeligen Landschaften des Teeanbaus. Dreißig Seiten umfassen Inhaltsverzeichnis, Leseempfehlungen und Registerhinweise ins Buch. Im Wesentlichen geht es um schwarzen, grünen und weißen Tee. Wenn von Sorten die Rede ist, geht es eigentlich um die Anbauregion.  Eigentlich, dies war meine eine erste Überraschung, werden  nur 2 Teepflanzenarten dazu verwendet, eine unerschöpfliche Vielfalt entstehen zu lassen.

Wie beim Wein sind die geografischen Standortmerkmale, Klimabedingungen, Anbau- und Verarbeitungsmethoden entscheidend für die Qualität des Tees.

Mir gefällt, wie Rohrsen über Tee schreibt, wie seine persönlichen Erlebnisse mit dem Tee verbunden sind, welch umfangreiches Hintergrundwissen er zur Verfügung stellt.

Durch die weitere Recherche zur Lektüre dieses Buches habe ich mir viele Ereignisse und ihre Folgen gründlicher erschlossen: Die Geschichte der Cutty Sark, mir bislang vom Bild einer grünen Whiskyflasche bekannt, die Wirkungen der Eröffnung des Suezkanals auf den globalen Handel, die Teaparty in den USA, der Opiumkrieg in China und noch einiges Weiteres. Rohrsen lädt eindrücklich zum Weiterlesen ein.

Rohrsen macht deutlich, wie sehr mit Tee Kultur geprägt wurde.  Er erzählt von den Teezeremonien in der Welt – China, Japan  und Ostfriesland! bieten Teehochkultur. Da gehe ich inzwischen zwar wählerischer, aber immer noch sehr profan mit meinem Tee um.

Er berichtet wie der Tee vom Busch zur Tasse kommt und welche handwerklichen Schritte auf diesem Weg nötig sind. Da wird schon mal deutlich, warum fair gehandelter Tee ein eher teurer Tee sein sollte.

Im Blog  „elementares lesen“  von Petra Wiemann las ich im Gastbeitrag über das Tee Buch, dass es wichtig sei, zu schauen, wer in dem Buch als Fachmensch und mitschreibende Person benannt wird. Vielen Dank dafür. Ich hatte schon darüber gegrübelt, wieso die Vielfalt des Tees so riesig ist, Rohrsen aber im Wesentlichen über zwei deutsche Großhandlungssysteme schreibt. Er scheint hier ein bisschen parteiisch zu sein.

Das macht aber nix, er deutet auch immer darauf hin, dass die Teehandlung vor Ort vermutlich bessere Teeberatung durchführt als Onlineversandhandlungen.

Über Earl Grey schreibt Rohrsen auch. Es gibt ja die schöne Geschichte, dass dem guten Graf auf der Seereise nach Britannien das Bergamotteöl in das Teepaket gelaufen sei. Geizig, wie der Graf war, trank er trotzdem einen Aufguss seiner kostbaren Fracht und fand heraus, dass diese Mischung einen tollen Geschmack ergab. Im Internet kursieren einige weitere Entstehungsgeschichten.

Tatsächlich wurden in China schon sehr viel früher Fruchtanteile mit Tee vermischt. (a<<<<<&/<=PÖ-: – sorry, das war Baileys, die Katze)

Ob Graf Grau also Erfinder oder Namensgeber ist, weiß so richtig vermutlich niemand..

Puh, seit zwei Jahren nicht mehr gebloggt und gleich wieder verplaudert…

Ich habe viel gelernt durchs Tee Buch und empfehle es gerne weiter.

 

Rohrsen, Peter

Verlag C.H.BECK Literatur – Sachbuch – Wissenschaft (chbeck.de)

Das Buch zum Tee

SORTEN – KULTUREN – HANDEL.

978-3-406-79136-9

247 S., mit 39 Abbildungen, davon 17 in Farbe und 9 Karten

Hardcover

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Über Klaus Daniel 183 Artikel
Aufgewachsen bin ich mit Karl May. Tom Sawyer war ein Held meiner Kindheit. In Onkel Toms Hütte wollte ich einmal leben. Mein Hund sollte Jerry heißen. Ohne zu Lesen geht es nicht. Dabei ist kein Genre ausgeschlossen. Ich liebe Geschichten mit Happy End.