3. Oktober 2024

Heule Eule

Heule Eule

In meinem letzten Beitrag zum  Thema Trauma  hatte ich erwähnt, dass unserer Fachstelle Trauma und Flucht von einigen Verlagen Bücher zur Verfügung gestellt wurden.

Diese Bücher nutzen wir, um den jungen Menschen, die zu uns kommen, die Wartezeiten zu verkürzen, wir verwenden sie nun auch zunehmend, um Menschen das Thema Trauma zu vermitteln und mit Ihnen über Handlungsmöglichkeiten zu reden.

Bibliothek – Neuzugang der letzten Woche ist das Bilderbuch „Heule Eule“ von Paul Friester und Phillippe Goossens, das uns der Nord Süd Verlag zur Verfügung gestellt hat.

Heule Eule ist ein Bilderbuch für  Kinder im Kindergartenalter, der Verlag schreibt ab 3 Jahren, in dem es nicht um ein Kind mit einer Trauma – Folgestörung geht, sondern um ein sehr trauriges Eulenkind.

Den Erwachsenen des Waldes macht das Heulen der Eule großen Kummer und, wie Erwachsene eben so sind, sie bieten ein großes Repertoire an Ideen auf, das Kind zu beruhigen. Dieses Repertoire reicht vom Ablenken über das Drohen bis zum Bestechen.

Am Ende gibt es eine schöne und liebevolle Lösung, die überrascht und das ursprüngliche Problem gar nicht mehr so wichtig sein lässt. Das Buch ist liebevoll und besonders in Bezug auf die emotionalen Regungen der Mitwirkenden gut illustriert.

Bilderbucharbeit in der Fachstelle Trauma und Flucht:

Über das Buch werden wir mit Menschen reden können, die Menschen begleiten, die schlimme Situationen, traumatische Erlebnisse oder gar Traumafolgestörungen erlitten haben.

Dabei werden wir über Gefühle reden und den Widerhall, den Gefühlsaufwallungen anderer Menschen bei uns auslösen und bieten in der Reflexion des Bilderbuchs Bestimmungen und Diskussionen zu Begriffsfeldern an, wie z. B.:

Der gute Grund: Aus der Sicht des Kindes gibt es einen gewichtigen (wir sagen: einen guten Grund) traurig zu sein, sich schlecht zu fühlen, sich deswegen vielleicht auch nervig zu verhalten. Auch wenn es die Erwachsenen nervt, geht es nicht darum, das Kind still, ruhig oder brav zu machen durch Bestechung oder Sanktionierung, sondern, es geht darum Bedürfnisse und Bedarfe herauszufinden, um miteinander in einen funktionierenden Alltag zu kommen, um dann möglicherweise auch traumatische Erlebnisse bearbeiten zu können.

Das Bedürfnis zu trösten: Viele Menschen können es kaum aushalten, das jemand weint oder schluchzt. Weinen gehört zum Leben dazu. Weinen hilft, Gefühle zu regulieren, sich gewissermaßen gereinigt zu fühlen und dieses tiefe Einatmen nach dem Weinen wirkt oft befreiend. Warum trösten sie?

Die Art des Tröstens: Beschenken? Bestechen? Bedrohen? Da sein? Die Hand halten? Beim Weinen geht es um den Menschen, der weint, nicht um den, der das miterlebt. Beim Weinen kann es darum gehen, Trauer, Wut, Verlust wahrzunehmen, sich zu erlauben, traurig oder wütend zu sein, gestaute Gefühle ablaufen zu lassen, das Wunder des eigenen Atems bewusst zu erleben.

Vielen Dank, liebe Leute im Nord Süd Verlag, wir freuen uns!

Heule Eule

Paul Friester und Phillippe Goossens

Nord Süd Verlag

ISBN: 978-3-314-10528-9

 

Teile diesen Beitrag.
Über Klaus Daniel 186 Artikel
Aufgewachsen bin ich mit Karl May. Tom Sawyer war ein Held meiner Kindheit. In Onkel Toms Hütte wollte ich einmal leben. Mein Hund sollte Jerry heißen. Ohne zu Lesen geht es nicht. Dabei ist kein Genre ausgeschlossen. Ich liebe Geschichten mit Happy End.