19. März 2024

Wie die Helden

„Was war das denn?“ Das waren so in etwa meine Gedanken, als ich vor einigen Stunden (mittlerweile ist es wohl einige Tage [oder sogar noch länger] her) dieses Buch aus den Händen gelegt habe. Ich befinde mich im Urlaub und so habe ich zum ersten Mal seit langer (viel zu langer Zeit) wieder Muße dazu, bewusst zu lesen. Dennoch ist es für mich untypisch ein Buch in die Hand zu nehmen und erst dann wieder weg zu legen, wenn ich es zu Ende gelesen habe. So ist es mir mit diesem Buch allerdings ergangen. Doch der Reihe nach…

Zu meinen eher nicht so ruhmreichen Jugenderrungenschaften gehört das Verfolgen der WWF (heißt heute WWE) – und ich meine nicht die Tierschutzorganisation. In der World Wrestling Federation war Mick Foley (in der Zeit, in der ich es verfolgt habe) eine durchaus prägende Figur. Er fiel deswegen auf, weil er verschiedene Aliasse hatte und sich nicht zu ernst genommen hat. Sein „Signature Move“ (so was wie eine Spezialaktion) bestand darin, eine Socke hervor zu ziehen und damit seinen Gegner zum aufgeben zu bewegen. Aber genug davon. Mick Foley erschien mir nie wie der typische steroidbeeinflusste Showstar, sondern ein bisschen verschmitzter – sympathisch.

Mein Bruder besitzt eine von Mick Foley selbst geschriebene Biographie, die ist schon ganz gut. Als ich also vor einigen Wochen über das Buch „Wie die Helden“, bzw. den dazugehörigen Autoren gestolpert bin, habe ich zugegriffen. Ich wusste, dass Mick Foley neben mittlerweile zwei Biographien auch Kinderbücher geschrieben hat. Dies ist sein erster Roman und dem möchte ich mich jetzt widmen.

Das Buch spielt im Jahr 1985 und behandelt einige Monate im Leben von Andy Brown, der eigentlich Antietam Brown V. heißt und 17 Jahre alt ist. Andy lebt bei seinem Vater – Antietam der Vierte (genannt Tietam) – in Conestoga, einer Kleinstadt im Staat New York. Das Verhältnis der beiden ist keine typische Vater-Sohn-Beziehung, sondern ziemlich eigenartig und irgendwie toxisch. In verschiedenen Episoden erfährt der/die Leser*in wie es dazu kam, dass Vater und Sohn im Oktober 1985 einen Haushalt bilden. Die Geschichte selbst spinnt sich über vier Monate und findet ihr Ende im Januar 1986.

Alles beginnt mit einem Date zwischen Andy und seiner Jugendliebe Terry – die eigentlich, so lässt es uns der Protagonist wissen, mehrere Stufen über ihm steht. Dennoch entspannt sich eine Jugendromanze, mit allem (so weit ich das beurteilen kann) was dazu gehört. Dass er zu dieser ersten Verabredung mit dem Auto unterwegs ist, obwohl es ihm an Fahrpraxis und einem Führerschein mangelt und er zudem nur eine nutzbare Hand besitzt, ist nicht Zeugnis einer verbotenen Spritztour, sondern geht auf den Wunsch seines Vater zurück, der rät: „Mach was draus, Junge. Und es ist auch etwas schwierig, im Auto zu Fummeln, wenn dein alter Herr am Steuer sitzt.“

Ein weiteres großes Thema des Buches ist der Besuch der vor Ort befindlichen Highschool. In der ländlichen Gegend geht es vor allem um die staatliche Footballmeisterschaft, welche die Highschoolmannschaft in den vorangegangenen beiden Jahren gewinnen konnte. Da trifft es sich gut, dass Andys Geschichtslehrer gleichzeitig Coach des Footballteams ist.

Auf zwei Dinge konnte man in seinem Unterricht zählen: erstens, dass er seine fünf Jahre in der National Football League erwähnte, und zweitens, dass er jemandes Gefühle in einer Weise verletzte, wie Lehrer ohne Profiliga-Erfahrung, es niemals gewagt hätten.

Dieses Buch ist absolut kurzweilig und fesselnd. Es bietet Einblicke in das Gefühlsleben eines Heranwachsenden, der eigentlich gar kein richtiger Teenager sein darf und durfte. Die Auseinandersetzung mit dem Vater ist teilweise rührend, aber schwer auszuhalten, vor allem zum Ende hin. Ob das Ganze ein gutes Ende nimmt? Letztendlich kann man es nur hoffen.

Ich las in anderen, auch amerikanischen, Kritiken, dass dieses Buch den Vergleich zum „Fänger im Roggen“ nicht zu scheuen brauche. Ich kann das nicht beurteilen, fühle mich aber nach der Lektüre dieses Buchs dazu aufgerufen mir den Fänger im Roggen mal zu beschaffen…

Spiderman und Coca Cola kommen im Buch übrigens nicht vor 😉

 

Mick Foley – Wie die Helden

Heyne

ISBN: 978-3-453-40458-8

 

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