Zur Buchmesse hatte ich die Freude einer Einladung zu BlognTalk vom Bloggerportal des Randomhouseverlags. (Ich hatte mich, wie viele, zur Einladung beworben und war ausgelost worden).
Das Blogger*innentreffen fand am Stand des Randomhouseverlags statt, jede Blogger*in bekam neben ihrem Namensschild und der Einladungskarte einen Kurzinterviewbogen mit drei Fragen und einem Namen einer Autor*in zugeschickt, die sich zum Interview bereiterklärt hatte.
Diesen Rahmen konnten/durften/sollten Blogger*innen nutzen, um miteinander und den Autor*innen ins Gespräch / zum Interview zu kommen.
Äh.. Interview? Ich war doch etwas unsicher. Was sollte ich mir fremde Autor*innen fragen, wie funktioniert Interview? Die vom Bloggerportal vorgeschlagenen Fragen kamen mir dünn vor.
Vor dem Stand der Randomhouse Verlagsgruppe trafen mehrere Blogger*innen zusammen, die miteinander auf die Eröffnung der Veranstaltung warteten und ins Plaudern gerieten. Die Ungezwungenheit der Einladung war auch hier Programm. Einige, die sich bislang virtuell kannten, erzählten sich Blogger*innenlatein und ließen die Veranstaltung schon vorab erfolgreich sein.
„Meine“ Autorin, Beate Maxian, war sehr gelöst. Sie beantwortete Fragen, stellte selbst einige und war eine überaus angenehme Gesprächspartnerin. Sie erzählte über ihre Art des Schreibens, welche Figuren in Ihren Krimis unbedingt „dran glauben müssen“ und wie es zu den Aufträgen für ihre Sachbücher kommt. Ich befürchte, die Inhalte unseres Gespräches waren zwar für mich sehr interessant, sind aber in unterschiedlichen Formen an anderer Stelle von kompetenten Journalist*innen schon gestellt und veröffentlicht worden 😉
Interessant für mich ist, dass Frau Maxian äußerst vielseitig und umtriebig ist. Neben Krimis für Erwachsene und für Kinder schreibt sie Sachbücher, ist Initiatorin eines Krimi Literaturfestivals und bringt demnächst einen Roman heraus, der sich von ihrer bisherigen Literatur unterscheiden wird.
Frau Maxian erzählte nicht, dass eine Diplomarbeit über die Krimiserie Sarah Pauli verfasst wurde und auch nicht, dass sie schon einige Filmdokumentationen veröffentlicht hat. Frau Maxian war sehr beeindruckend. Vielen Dank.
Während des Gesprächs wurde ich auf eine Autorin aufmerksam, die ebenfalls zum Interview bereitstand und auf ihre Interviewpartner*in zu warten schien. In den Händen hielt sie ein Buch mit buntem Cover und dem widersprüchlichen Titel „Und in dem Moment holt meine Liebe zum Gegenschlag aus“.
Da ich von dem Buchcover sehr angetan war, ging ich zum Regal von Luchterhand, las den Klappentext von der Liebe und dem Gegenschlag und hatte, wie ich dachte, einen prima Aufhänger für ein Gespräch mit Doris Anselm. In dem Buch geht es um die Auslöser von Veränderungen im Leben. Aus meiner Perspektive des vergangenen Jahres, in dem ich berufliche Veränderungen nutzte (nutzen musste), mich zu überdenken, Denkweisen umzustellen und Wertigkeiten neu zu justieren, war nun eine starke Aufmerksamkeit gegenüber Frau Anselm da, der ich ähnliche Ansätze unterstellte.
Meine Frage war also, welche persönlichen Auslöser es für ihr Buch und ihre Geschichten gebe. Diesen persönlichen Auslöser gebe es so nicht. Sie sei in erster Linie eine Beobachterin, die zuschaut, ihre Wahrnehmungen aufschreibt und zu Geschichten mache.
Nach meiner Erfahrung werden Auslöser für Veränderungen als schicksalhaft gewertet, oft werden andere Menschen für persönliche Veränderungen verantwortlich gemacht, eigene Anteile nicht gesehen. Ich fragte Doris Anselm natürlich nach ihren Beobachtungen. Sie stimmte mir zu, dass Menschen so „ticken“, als Beobachterin sei sie jedoch nicht Beurteilerin, sondern sie beschreibe auslösende Momente und die darauf folgenden Geschehnisse.
Da ich noch meine sehr persönliche Geschichte im Kopf hatte, konnte ich noch nicht so richtig nachvollziehen, dass Frau Anselm Auslöser nicht bewerte. Sie erweiterte meinen Blick, in dem sie deutlich machte, dass die Bewertung solcher Momente keine für ihre Geschichten wichtige Kategorie ist. Im Gespräch fiel mir auf, dass Frau Anselm eigentlich so handelt, wie es häufig Situationen gut anstehen würde: sich distanzieren, Abläufe klar beschreiben und den Protagonisten die Deutungshoheit ihrer eigenen Geschichte weiterhin überlassen.
Frau Anselm machte unser Gespräch zu einer ausnehmend freundlichen Begegnung. Sie öffnete mir ihre Gedankenwelt nicht vollständig, erzählte mir aber, wie aus Beobachtungen Überlegungen, und daraus dann Geschichten werden. Was wie eine leichte Übung erzählt wurde, erzeugt am Ende aber, wie ich nun aus den Lesungen weiß, ein überaus besonderes Ergebnis. Frau Anselm kann mit Worten umgehen, sie baut Sätze fein zusammen und scheint die Wirkung nicht dem Zufall zu überlassen.
Nachdem ich mir eine Lesung von Frau Anselm angesehen habe, die hier zu finden ist, stelle ich mir vor, dass das Buch „Und in dem Moment holt meine Liebe zum Gegenschlag aus“ eines mit doppeltem Boden sein wird, das Nachdenken und Hinfühlen erfordern wird. Den selben Eindruck gewann ich in dem kurzen Gespräch von der hintergründig und klug wirkenden Doris Anselm.
Ohne das Buch schon gelesen zu haben, bin ich gespannt auf weitere Texte.
Hallo Klaus,
Da hast du ja zwei sehr unterschiedliche Gespräche geführt.
Etwas mehr Zeit wäre schön gewesen, doch ich musste zu einem weiteren Termin.
Es war nett dich kurz kennenzulernen und finde es schön, dass auch Männer den Cat-Content nutzen .
Aber im Ernst: diese Bloggertreffen sind eine wunderbare Gelegenheit neue Blogger kennenzulernen. Und bei Randomhouse konnte man auch Autoren kennenlernen, deren Bücher sonst nicht im Scope sind, weil sie zum Beispiel aus einem anderen Genre stammen als das, aus dem ich sonst so lese.
Bis zum nächsten Treffen (Litblogconvention?)!
Grüße
Silvia
Liebe Silvia,
ja, du hast Recht, mehr Zeit wäre schön gewesen. Zumal ich die Geschichten hinter den Blogger*innen ebenfalls sehr interessant finde und mehr davon hören möchte.
Das mit dem Cat – Content sieht im Internet nur so aus. Hier zu Hause sind wir fast gleichberechtigt: Wenn der Kater zufrieden ist, sind wir es auch 😉
Ich fand die zufällige Zusammenführung von Blogger*innen und mehr oder weniger bekannten Autor*innen ganz prima, das hilft, um über den Tellerrand hinaus zu blicken/denken.
So, und da du es schon ansprichst – jau. Die Tickets für die Litblogconvention sind gekauft. Ich freue mich aufs Wiedersehen.
Viele Grüße,
Klaus