Thomas Blackstone, der ehemalige Bogenschütze des Königs, inzwischen vom französischen König gehasst und gefürchtet, hat sich sein kleines Reich in der Normandie aufgebaut.
Zur Erinnerung: Im ersten Teil der Serie um den ehemaligen Freisassen aus dem England des 14. Jahrhunderts beginnt Blackstones Aufstieg in den Adel, als er das Leben des Kronprinzen schützt. David Gilman hatte ein gut ausbalanciertes Epos eines jungen Mannes fabuliert, in dem er sich freizügig an historischen Fakten des Hundertjährigen Krieges entlang arbeitet und bedient.
In dem zweiten Band wird nun ein alter Bekannter von Blackstones Frau Christiana in das Geschehen eingreifen. Es ist der zwielichtige Priester Gilles de Marcy, der in jungen Jahren versucht hatte, Christiana für sich zu gewinnen und der es nicht gut ertragen konnte, dass sie ihn nicht wollte. De Marcy wird vom französischen König mit der Aussicht auf große Belohnungen auf Blackstone losgelassen .
In „Der ehrlose König“ berichtet Gilman mehr über die politischen Zusammenhänge dieser Zeit. Er malt ein sehr farbenreiches Gemälde der französischen Hauptstadt und lässt ohne erklärerischen Habitus die Verhältnisse der Zeit zwischen den Klassen, den Herrschenden sowie Staat und Kirche auch in den schmutzigeren Details und einer realen Brutalität aufleben:
„Überall waren Betrübnis, Zerstörung und Trostlosigkeit, .. Narben der Niederlage.“
Petrarca, italienischer Dichter (aus dem Nachwort von David Gilman)
Einem Schachspieler ähnlich, bringt Gilman auch im zweiten Band wieder einiger Figuren mit ins Spiel und in Stellung, die möglicherweise für weitere Teile der Geschichte wertvoll werden können. Gilman zeigt deutlich, dass Werte wie Ritterlichkeit und Loyalität immer auf dem Prüfstand stehen, wenn Vorteile, Lust und Geld winken. Durch besondere Loyalität werden allerdings Geheimnisse gelüftet, die in das Familienleben der Blackstones einige Unruhe bringen.
Auch wenn Pferde und Segelschiffe die Transportmittel dieser Zeit waren, war Europa schon zur damaligen Zeit außerordentlich eng vernetzt. Gilman beschreibt ein Europa im historischen Zusammenwachsen. Nicht nur Frankreich ist noch kein wirklich einheitlicher Staat, die italienischen Stadtstaaten führen einen erbitterten Krieg gegeneinander. Um die Vorherrschaft zu gewinnen, bezahlen die verschiedenen Herrschenden Söldner aus allen Teilen Europas. Allianzen werden geschmiedet um Vorteile zu erzielen. In dieses Hineinwachsen involviert Gilman seinen Helden Blackstone, der sich, um zu überleben, in Richtung Florenz auf den Weg macht.
Gilman arbeitet transparent. In einem Nachwort beschreibt er seine historischen Quellen genauso, wie er auch beschreibt, an welchen Handlungssträngen er sich von historischen Persönlichkeiten und Ereignissen leiten lassen hat.
Die Geschichte um Blackstone wird spannend bleiben. Weil die Historie spannend war, Gilman sie zu nutzen weiß und weil Gilman ein herausragender Geschichtenerzähler ist.
David Gilman
Legenden des Krieges – Der ehrlose König
Rowohlt Verlag
ISBN: 978 3 499 29077 0