Ein (letzter) Tag…,
Alice war mit Jules fast ihr ganzes Erwachsenenleben verheiratet. Die beiden haben über die
Jahre Rituale des Zusammen – Lebens entwickelt und sich ihre Lebenswirklichkeiten geschaffen. Als Alice morgens in die Küche an den von Jules vorbereiteten Frühstückstisch kommt, merkt sie erst nach und nach, dass sich ihr Leben unwiederbringlich verändert hat:
Sie findet Jules tot auf dem Sofa.
Andere Menschen würden nun vermutlich in Schockstarre oder Aktionismus verfallen, weinend zu Boden sinken, oder den Notarzt rufen – Alice macht es anders.
Sie verabschiedet sich von Jules, sie lässt im einseitigen Gespräch mit Jules gemeinsame, prägende Erlebnisse Revue passieren. Sie spricht Erlebnisse an, die sie mit Jules nie besprechen konnte, sie befreit sich und Jules aus Zwängen, die beide sich mit der Zeit auferlegt haben. Und sie freut sich über eine glückliche Zeit mit Jules. Fast beiläufig, aber doch intensiv ermöglicht Alice es David, ihrem Nachbarsjungen mit autistischen Zügen, sich in einer letzten Partie Schach ebenfalls von Jules zu verabschieden.
Alice nutzt diesen letzten Tag dazu mit Jules ganz persönlichen Abschied nehmen und dankbar auf das gemeinsame Leben zurückzublicken. Alice kann sich von Jules verabschieden, auch indem sie über die nicht so schönen Erlebnisse mit ihm spricht.
Mir ist diese Buch von Sylvie Häger, einer der Koordinatorinnen des ambulanten Hospizdienstes in Hamm geliehen worden, als wir über ihre Arbeit und den Tod und den Wunsch zu Hause sterben zu wollen, sprachen.
Diane Broeckhoven hat eine kurze, kompakte Geschichte über den Umgang mit dem Tod und den Abschied geschrieben, die in der heutigen Zeit vielleicht skurril oder schrullig wirkt. Sie gibt mit dieser Geschichte aber auch ein Beispiel für einen guten Abschied.
Ein schönes Buch zum Nachdenken und -fühlen. Vielen Dank für die Leihgabe.
Diane Broeckhoven
Ein Tag mit Herrn Jules
rororo