1914
Amedeo Esposito hat seine Ausbildung zum Arzt beendet. Seine Suche nach einer Anstellung bringt ihn
nach Castellamare, einer kleinen Insel vor Sizilien, wo er von der Gemeinde angestellt wird. Amedeo, als Waise aufgewachsen und als einzigem Menschen lediglich seinem Ziehvater, ebenfalls ein Arzt, verbunden findet in dem Ort Castellamare ein Zuhause, wie er es sich immer gewünscht hat. Er heiratet Pina, die Dorflehrerin, mit der er vier Kinder bekommt.
„Die Insel war ein Krümel zwischen den Seiten im Atlas seines Pflegevaters, südöstlich von Sizilien gelegen. Weiter hätte Amedeo sich nicht von Florenz entfernen können, ohne Afrika zu erreichen.“
Zu einem Skandal kommt es, als in der gleichen nacht ein eheliches und ein uneheliches Kind von Amedeo zur Welt kommen. Da der Conte d´Isantu sowhl gehörnter Ehemann als auch Bürgermeister und herrscher über die Insel ist, wird Amedeo als Arzt entlassen. Um sein Zuhause, die Insel Castellamare nicht zu verlieren und seine Familie ernähren zu können, übernimmt Amedeo das frühere Café der Insel, das Haus am Rande der Nacht, das von nun an der Mittelpunkt von Amedeos Familie und der Gemeinde Castellamare werden wird.
Amedeo wird eine der das Gemeinschaftsleben bestimmende Person im Ort. Die Feindschaft zwischen den Familien Esposito und d´Isantu, die sich auf den Skandal begründet, wird die Leben der nächsten vier Generationen auf der Insel wesentlich mitbestimmen.
„Frauen trugen Fisch auf großen Platten über den Köpfen, Wein schwappte in Gläsern, die Misstöne von Gitarren und Akkordeons erhoben sich in die Dunkelheit.“
Castellamare ist ein Mikrokosmos – wenig beeinflusst vom Leben außerhalb. Politische Strömungen wie der Faschismus vor und während oder der Kommunismus nach dem Krieg werden zu zeitlich begrenzten „Zwischenfällen“, die die Macht- und Gesellschaftsstrukturen auf der Insel nicht wesentlich beeinflussen.
Nach dem Krieg erlebt die Insel einen Aufschwung, den Menschen auf der Insel geht es zusehends besser und die bis dahin herrschenden feudalistischen Verhältnisse lockern sich. Der Fortschritt erreicht die Insel: Strom, Tourismus, der erste Computer halten nach und nach Einzug auf Castellamare. Die Nachkommen der Insel entwickeln eine Sehnsucht auf die Welt außerhalb der Insel…
Begleitend, als Stilmittel, aber möglicherweise auch als Quellenangabe der Herkunftsgeschichte der Menschen auf den Sizilianischen Inseln, macht Catherine Banner ihren Helden Amedeo zu einem Sammler der Volksmärchen und folkloristischen Geschichten, die er auf seinem Weg nach und während seines Lebens auf Castellamare hört.
Catherine Banner ist eine spannende Familiensaga über mehrere Generationen gelungen. Sie stellt die Erlebnisse der Menschen auf der (fiktiven) Insel Castellamare vor den geschichtlichen Zusammenhängen der vergangenen 100 Jahre , der technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen des ländlichen Italien nachvollziehbar dar. Dabei verwendet sie eine Sprache, in der die Farben der Insel, die Düfte der Bougainvillea und die Gefühle der Menschen zu spüren sind.
Castellamare macht neugierig, reisefiebrig, entdeckerfreudig und… interessiert an weiteren Büchern von Catherine Banner.
Im tollen Bücherblog -Buchimpressionen- wurden die langen Tage mit einem toll geschriebenen und ebenfalls positiv gestimmten Text besprochen.
Danke an den Ullstein Verlag für das Leseexemplar.
Catherine Banner
Die langen Tage von Castellamare
Ullstein
ISBN-13 9783471351307