Bitte – mehr populärwissenschaftliche Bücher
Vor gut einem Jahr habe ich mich mit einer lieben Freundin einige Tag in Wien getroffen. Am letzten Tag, meine Freundin war bereits abgereist, hatte ich bis zum Rückflug noch einen halben Tag Zeit. Da auch in dieser wunderschönen Stadt viele Museen montags geschlossen haben, bin ich eher zufällig anstelle im Kunsthistorischen im Naturhistorischen Museum gelandet. Und was soll ich sagen – wie heißt es so schön neudeutsch – es hat mich geflasht. Das Museum ist nicht nur architektonisch ein Augenschmaus, es ist auch quasi ein „Museum des Museums“: Während einige Ausstellungsräume bereits Inhalte mit modernen Medien vermitteln, findet man in anderen Räumen noch Ausstellungsstücke, wie sie original nach den Forschungsexpeditionen vor 200 Jahren präpariert wurden – eine Zeitreise durch die Astronomie, Erdgeschichte und Museumsgeschichte. Ich fühlte mich an meinem Biolehrer erinnert, der das Semester zum Thema „Evolution“ mit dem Urknall, der Entwicklung des Universums und des Planetensystems eröffnet hatte. Meine alte, über Jahre verschüttete Begeisterung für Naturwissenschaften war wieder voll da.
Am Ende des Museumsbesuchs stöberte ich noch ein wenig im Museumsshop. Und war schwer enttäuscht: Gute populärwissenschaftliche Literatur war kaum zu finden. Wahrscheinlich ist es leider auch dem Mechanismus von „Angebot und Nachfrage“ zu verdanken, dass es viel mehr grelle Plastikdinosaurier oder floral gestaltete Seidentücher zu kaufen gab. Die wenigen Bücher waren eher oberflächlich und bestanden größtenteils aus (zugegebenermaßen wunderschönen) spektakulären astronomischen Fotos.
Dieser Besuch hatte mehrere Folgen: Zum Einen habe ich augenblicklich die „National Geographic“ abonniert. Dann wurden auch in der näheren Umgebung die Naturkundemuseen aufgesucht (an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an meinen Mann, der mit Engelsgeduld die Begleitung übernommen und inzwischen einen guten Überblick über das Kaffeeangebot diverser Museumscafe´s erhalten hat – ich hoffe, dass wenigstens die Pausen angenehm waren) – und auch hier musste ich feststellen, dass die Ausstattung mit populärwissenschaftlicher Lektüre in den Museumsshops ziemlich mau aussah. Somit setzte also auch die Suche nach guten Büchern ein. Und ich wurde fündig. Einige möchte ich kurz vorstellen:
Der absolute Klassiker ist natürlich
„Eine kurze Geschichte der Zeit“ von Stephen Hawking.
Schon 1988 veröffentlicht, bietet dieses Buch auf spannende Weise eine Übersicht über astrophysikalische Erkenntnisse und Theorien. Zwar habe ich spätestens ab den Erläuterungen zur Relativitätstheorie mein Alltagswissen hinter mir lassen müssen, aber die anschaulich dargestellten Ausführungen zur Quantenphysik, Stringtheorie u.a. erlaubten ein problemloses Nachvollziehen. „Der Weltall, unendliche Weiten“ – hier wird man wirklich auf eine spannende geistige Reise durch das Universum mitgenommen.
Ähnlicher Titel, anderes Thema:
„Eine kurze Geschichte der Menschheit“ von Yuval Noah Harari,
einem Geschichtsprofessor an der Hebrew University Jerusalem. Harari stellt die wichtigsten Etappen auf dem Weg vom Hominiden zum Homo sapiens sapiens dar, ebenso wie den Einfluss, den der Mensch auf seine Umgebung nahm. Obwohl mir der mittlere Teil gelegentlich aufgrund seiner manchmal sehr vordergründigen Polemik auf die Nerven ging, ist dieses Buch gut strukturiert und unterhaltsam geschrieben. Auch die Fragestellungen, die Harari in Bezug auf die Zukunft des Menschen aufwirft, sind spannend und nachvollziehbar.
Aller guten Dinge sind drei: Aktuell lese ich
„Das sechste Sterben“ von Elizabeth Kolbert.
Die Erdgeschichte weist fünf gravierende Ereignisse auf, die zu einem massenhaften Sterben zahlreicher Arten in Flora und Fauna im globalen Ausmaß führten. Die bekannteste sogenannte Extinktion ist sicherlich der berühmt-berüchtigte Meteoriteneinschlag im Golf von Mexiko, in dessen Folge die Dinosaurier, aber eben auch viele andere Tiere und Pflanzen von der Erdoberfläche verschwanden. Kolbert beschreibt diese Massensterben und ihre Folgen anschaulich und mit zahlreichen Anekdoten aus ihrer eigenen Recherche und aus der Wissenschaftsgeschichte garniert, sodass ein unterhaltsames und informatives Werk entstanden ist. Wie ein roter Faden zieht sich durch das Buch die Fragestellung, ob der Mensch durch seine massiven Eingriffe in die Umwelt und die Atmosphäre möglicherweise ein sechstes Massensterben auslöst.
So gerne ich einen guten Roman lese, so sehr freut es mich, durch einen wunderbaren Museumsbesuch die Freude daran wiederentdeckt zu haben, mich auch mit Sachthemen, besonders naturwissenschaftlicher Art, auseinander zu setzen. Wenn es Autoren dann noch verstehen, Wissenschaft unterhaltsam und anschaulich zu übermitteln, kann ein Lesegenuss ganz eigener Art entstehen. Wer also noch gute Buchtipps hat – gerne her damit!