Der Begriff -Heart Ware- sieht irgendwie falsch aus und doch vertraut.
So oder ähnlich wird sich dann auch Nuyens Protagonist Adam Eli fühlen. Eli ist Eigenbrötler. Er lebt völlig zurückgezogen, schreibt als Ghostwriter wissenschaftliche Aufsätze, Fach- und Abschlussarbeiten für solche Studierenden, die nicht schreiben können oder wollen und sich Eli leisten können. Sein einziger Außenkontakt ist sein Agent, ein Ghostwriter, der Eli solche Arbeiten weiterleitet, die er selbst nicht erledigt.
Wir lernen Eli kennen, nachdem er per Mail aufgefordert wird, nach seiner verschollenen ehemaligen Freundin Will zu suchen. Eli lernte als Jugendlicher Willenja in einem Bootcamp für besonders aufsässige Jugendliche in Bolivien kennen und lieben. Nachdem er nach einem Einbruch, den er mit Will durchgeführt hatte, erwischt wurde, verbüßte er wegen eines Mordes, den er nicht verübt hatte und der für Eli unerklärlich bleibt, eine Gefängnisstrafe. Trotz des Verschwindens von Will und der Tatsache, dass sie entkommen konnte und ihn zurückließ, versucht Adam sie zu finden. Als ihm das nicht gelingt, vergräbt er sich in das Eigenbrötler-Ghostwriter-Leben, aus dem er sich aber befreit, als er mit der Mail einen neuen Hinweis auf Will erhält.
Als Helferin wird ihm Mariel zur Seite gestellt, eine junge Frau, die mit allen Wassern gewaschen zu sein scheint, und die sich in der Welt des Internets ebenso gut aus zu kennen scheint wie in der analogen Welt des Jet – Sets. Das ungleiche Paar wird einmal fast um die Welt reisen, um in Kolumbien weitere Spuren von Will verfolgen zu können, die erst sich vor kurzem erst in Arabien aufgehalten haben soll.
Jenny – Mai Nuyen entwirft eine überaus technik- und IT – affine Welt, in der der Leser sich in seiner heutigen Welt wiederfinden kann:
Was würde heute wohl geschehen, wenn das Internet von Menschen oder Programmen übernommen werden würde? Wie würden wir leben, wenn ein Bankcrash stattfinden würde, weil sämtliche Datenbanken gelöscht würden?
Nuyen gelingt es eine Menschen-Jagd um die halbe Welt zu inszenieren, bei der zunächst nicht alle Jäger*innen und schon gar nicht ihre Motive bekannt sind. Sie stellt die Protagonisten erst im Verlauf der Geschichte vor mit vielen schillernden Facetten, die sich widersprechen, und nicht nur Adam Eli, sondern auch den Lesenden misstrauisch werden lassen. Adam fühlt sich verraten – von Will genauso wie von Mariel. Dabei agieren die beiden jungen Frauen sehr zielstrebig und werden erst spät erkennen, dass auch ihnen nicht alle Tatsachen in dieser Geschichte bekannt sind.
Heartware ist ein Thriller, in dem Menschen ganz unterschiedlich Getriebene sind: Motive wie Habgier, Macht, Verrat und Liebe zeigen sich wirkmächtig und lassen doch die Protagonisten an sich und an den anderen zweifeln. Nuyen erzählt so geradlinig und verschlungen, wie das Leben sein kann. Ihre Figuren sind in ihrem Suchen, Streben und Handeln sehr lebendig dargestellt und sind vermutlich von ihrem Erleben immer wieder selbst überrascht.
Heart Ware ist ein moderner Thriller, knackig, emotional und teilweise brutal.
Super.