19. April 2024

Rebecca Raisin: Mein zauberhafter Buchladen am Ufer der Seine

Sarah, die zurückhaltende Buchhändlerin aus dem kleinen Ort Ashford in Amerika, bekommt das Angebot, ihren wirtschaftlich angeschlagenen Buchladen auf Zeit gegen die große verschachtelt angelegte Traditionsbuchhandlung in Paris zu tauschen. Sophie, die Buchhändlerin aus Paris, wurde von ihrem Liebhaber verlassen und braucht eine Auszeit in der amerikanischen Provinz. Sarah muss viel zu oft auf ihren Freund Ridge verzichten, der als Journalist in der Welt herumreist und kaum Zeit zum Telefonieren mit Sarah findet.

Sarah führt ihre Buchhandlung alleine, kann sich kaum von ihren Lieblingsbüchern trennen und steht kurz vor der Geschäftsaufgabe. Sophie betreibt den traditionsreichen Familienbetrieb vermeintlich erfolgreich mit vielen Teilzeit und einigen Vollzeitangestellten und hat ein umfangreiches Controllingsystem für ihren Laden aufgebaut.

Für Sarah wird der Aufenthalt in vielerlei Hinsicht ein Aufeinander treffen der Kulturen und sie wird, ebenfalls in vielerlei Hinsicht, über ihren eigenen Schatten springen müssen.

In der ersten Hälfte des Buches bevölkert Raisin den Buchladen in Paris, der deutlich an Shakespeare und Co erinnert, mit vielen Personen, die Sarah als Mitarbeitende oder Gäste und Kund*innen des Buchladens kennen lernen wird. Kopfschüttelnd wird der Lesende zur Kenntnis nehmen, welche Anlaufschwierigkeiten Sarah in Paris überwinden muss. Dass weitere Schwierigkeiten lauern wird angedeutet, Sarah und die Lesenden werden aber von den Ereignissen noch überrascht.

Überaus großartig ist Raisin die Schilderung der Stadt an der Seine geglückt. Die Beschreibung der Gassen, des Lebens, der Bäckereien und vielem mehr, sind wunderbar und lassen die Sehnsucht, erneut nach Paris zu reisen, wirklich groß werden.

Für mich schleppte sich die Geschichte mit einigen echten Störfaktoren – nämlich der Handlungen einiger der Protagonisten – bis etwa zur Buchmitte so dahin. Allerdings doch getragen von der ausnehmend schönen Schilderung eines Paris, wie ich es kenne und noch näher kennen lernen möchte.

Dann allerdings nehmen die unterschiedlichen Stränge der Geschichte Fahrt auf, die Atmosphäre wird verdichtet und das Buch entspricht immer mehr seiner eigenen feinen äußerlichen Aufmachung.

In letzter zeit habe ich einige Bücher gelesen, deren Spielort ein bezaubernd und geheimnisvoll wirkendes Paris ist. Die Heldin des Buches wirkt an vielen Stellen sehr unbedarft, das Paris zu sehr verwunschen und eine der Liebesgeschichten wirkt dann doch sehr konstruiert. Dennoch hat mir der Buchladen an der Seine zwei freundliche Leseabende beschert, da ich Teile des von Rebecca Raisin beschriebenen Paris zu kennen glaube und diese Begeisterung für Paris enorm ansteckt.

Der zauberhafte Buchladen in Paris beschwört die Möglichkeit des schönen Lebens herauf, in dem Menschen gut miteinander umgehen. Die Kulisse ist schön gestaltet und lässt ein Sehnen aufkommen. Er ist schöne Lektüre für einen lauen Frühling.

 

Mein zauberhafter Buchladen am Ufer der Seine

Rebecca Raisin

Rütten & Loening Berlin

ISBN: 9783352008979

 

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Über Klaus Daniel 183 Artikel
Aufgewachsen bin ich mit Karl May. Tom Sawyer war ein Held meiner Kindheit. In Onkel Toms Hütte wollte ich einmal leben. Mein Hund sollte Jerry heißen. Ohne zu Lesen geht es nicht. Dabei ist kein Genre ausgeschlossen. Ich liebe Geschichten mit Happy End.