24. April 2024

Anna Gavalda: Zusammen ist man weniger allein

Eine fast zufällige Wohngemeinschaft

Vier einsame und vom Leben verletzte Menschen kommen für kurze Zeit in einer großen Wohnung in Paris zusammen:

Philibert hat einen ewig langen Namen und wurde in einem Schloss geboren. Seine beiden Schwestern leben noch im Schloss bei den Eltern, die Familienmitglieder siezen sich. Das Verhältnis zur Familie ist schlecht. Sein Vater verachtet Philibert, denn Philibert stottert bei der geringsten Gefühlserregung, mit einem Staatsexamen in Geschichte scheiterte er wegen seiner Prüfungsangst dreimal bei der Aufnahmeprüfung in die École des Chartres. Jetzt verkauft er Ansichtskarten in einem Museumsladen in Paris.

Er lebt vorübergehend in der 300 Quadratmeter – Wohnung seiner im letzten Jahr verstorbenen Großmutter, um bis zur Klärung eines Erbschaftsstreits auf die Wohnung aufzupassen.

Franck arbeitet als Koch in einem Feinschmecker-Restaurant außerhalb von Paris. Er ist Mitbewohner von Philibert. Franck wuchs bei seinen Großeltern auf und hat eine enge Beziehung zu seiner Großmutter Paulette.

Philibert findet die kranke und untergewichtige Camille im Treppenhaus und nimmt sie mit in die Wohnung. Zwischen Camille und Franck entwickelt sich auf ungewöhnliche Art eine Beziehung. Franck, der sich von Camille gestört fühlt, benimmt sich rücksichtslos und böse. Durch mehrere Zusammenstöße steigt das gegenseitigen Interesse der beiden. Franck bringt Camille durch fürsorgliches Kochen zum Essen und dazu wieder zu malen.

Seit dem Tod ihres Ehemannes lebte Paulette allein in einem Haus am Stadtrand von Paris. Nachdem sie sich bei einem Sturz in der Küche wurde sie in einem Seniorenheim untergebracht. Paulette ist verärgert und trauert ihrem Zuhause nach.

Nach einem gemeinsamen Essen mit Paulette, schlagen Camille und Philibert vor, sie in ihre Wohngemeinschaft aufzunehmen. Camille kündigt und widmet sich ganz der Pflege von Paulette.

Als Philibert verkündet, dass die Wohnung verkauft wurde, findet die gemeinsame Idylle ein Ende. Philibert hat seine Liebe für das Theaterspielen und Suzy entdeckt, Camille begleitet Paulette und Franck in Paulettes Haus – wo kurz darauf die Karten neu gemischt werden….

 

Zusammen ist man weniger allein habe ich zunächst als Kinofilm mit Audrey Tatou kennengelernt. Deswegen habe ich auch beim Lesen immer die Gesichter aus dem Film vor Augen. Das stört mich aber gar nicht. Es scheint mir ein typisch französischer Roman, Viel Gespräch um nichts, die Handlung entwickelt sich langsam und wie aus sich heraus. Aber genau dies: Das feine Beobachten, das Ausformulieren von Stimmungen und von Konsequenzen aus Erlebtem sind große Stärken von Anna Gavalda. Deswegen kann ich in diesem Buch schwelgen und mag es sehr.

Anna Gavalda: Zusammen ist man weniger allein

Fischer TB

ISBN: 978-3-596-17303-7

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Über Klaus Daniel 183 Artikel
Aufgewachsen bin ich mit Karl May. Tom Sawyer war ein Held meiner Kindheit. In Onkel Toms Hütte wollte ich einmal leben. Mein Hund sollte Jerry heißen. Ohne zu Lesen geht es nicht. Dabei ist kein Genre ausgeschlossen. Ich liebe Geschichten mit Happy End.