Leben im totalitären System
Mit Méto legt Yves Grevet eine ausgesprochen packende Trilogie vor.
Méto ist einer von mehr als sechzig Jungen, die im „Haus“ leben. Die Jungen leben nach ausgesprochenen und unausgesprochenen starren Regeln, von denen niemand weiß, wer sie gemacht hat und warum sie gemacht worden sind. Es wird mit Angst und drakonischen Strafen regiert. Fenster und Türen sind verschlossen – dieses Haus ist ein Gefängnis. Die Jungen, die im „Haus“ leben, wissen nicht, woher sie stammen, sie haben keine Erinnerungen an die Zeit, bevor sie hierher gekommen sind. Begriffe wie Frau, Mädchen, Mutter, Vater, Geschwister, Familie sind ihnen völlig unbekannt.
Keiner dieser Jungen weiß, welches Schicksal ihn erwartet, wenn er ein bestimmtes Alter erreicht hat, wenn er zu groß geworden ist für sein empfindliches Bett und es unter ihm zusammenbrechen wird. Diese Jungen verschwinden spurlos, niemand von ihnen weiß wohin, und an ihre Stelle tritt ein neuer Junge.
Ein Held?
Méto, der Held dieser Geschichte ist 14 Jahre alt. Er gehört bereits zu den »Alten« und seine Tage im „Haus“ sind gezählt, denn es wird nicht mehr lange dauern, bis sein Bett unter ihm zusammenbrechen und er wie die anderen Jungs vor ihm in eine ungewisse Zukunft verschwinden wird. Méto nimmt diese Hoffnungslosigkeit nicht hin – er stellt Fragen. Er findet heraus, dass er nicht allein ist, dass es in diesem totalitären System eine Untergrundbewegung gibt, die heimlich einen Aufstand vorbereitet. Méto schließt sich an.
Aber die Verräter sind nicht weit.
Das Leben der Jungen ist strukturiert. Es wird gespielt, Sport getrieben, es gibt ausreichend zu Essen – all das stets gemeinsam, um den Gruppendruck aufgebaut zu halten und zu nutzen. Allerdings wird
dadurch auch der Zusammenhalt der Rebellen gestärkt. Es herrscht dumpfe Angst vor den systematischen Repressalien – gegessen wird nur auf Kommando, zur Einschüchterung spielt man das „Ohrfeigenspiel“, und wer übermütig wird, den sperrt man zur Strafe in den „Kühlraum“, manchmal tagelang. Hinter all dem steht eine höhere Instanz, derjenige, der diese Welt erschaffen hat.
Méto wird zum Helden, weil er diese Welt infrage stellt, Qualitäten als Anführer entwickelt und sich nicht abfinden will. Er verschafft sich Wissen über die perfiden Hintergründe seiner Lebenssituation und verwendet es, um Veränderungen zu bewirken.
Eine brutale Welt
Die Méto-Trilogie des französischen Autors Yves Grevet, wurde in Europa zum Jugendbuch-Besteller. Sie ist die Dystopie eines brutalen, totalitären Systems mit großem Gewaltfaktor, die durch ihre unwirkliche Möglichkeit erschreckt. In drei Bänden entwickelt Grevet das Haus als Teil eines Systems, das immer noch weiter reicht. Méto ist zeitlos. Seine Geschichte hätte heute oder vor hunderten Jahren passieren können, lässt man mal die medizinischen Details beiseite. Die Unschärfe der zeitlichen Dimension verschärft und verdichtet die düstere Atmosphäre in der die Jungen leben müssen.
Die Jungen sind sehr in die Schablonen des Systems gepresst: Uniforme Lebenswirklichkeiten führen zu uniformen Menschen. Das macht Grevet deutlich, dagegen rüttelt seine Geschichte auf. Die handelnden Personen wirken oft eindimensional und austauschbar, ihre Sprache ist einfach. Das geschieht mit Menschen, die eindimensional erzogen werden, keine Wahlmöglichkeiten haben, nicht an ihrer Entwicklung beteiligt sein dürfen.
Das Ende ist merkwürdig profan – aber letztlich sind Bösewichte ….. profan.
Yves Grevet:
Méto – Das Haus
ISBN 978-3-423-62514-2
Méto – Die Insel
ISBN 978-3-423-62515-9
Méto – Die Welt
ISBN 978-3-423-62588-3