19. April 2024

Buchserien und Serienbücher – sind nicht immer leicht zu ertragen

Ist Tolkien der Erfinder der Trilogie? Liegt es am Herrn der Ringe, dass ausgerechnet im Fantasy – Genre die Trilogie das besondere Format für Geschichten zu sein scheint?

Na, ja, vermutlich nicht. Möglicherweise ist es auch nur mein Bauchgefühl, dass sich in der Fantasyliteratur so viele Trilogien tummeln. Möglicherweise ist das auch so bei Tad Williams und vielleicht hat er deswegen kürzlich seiner sehr bekannten Drachenbeinthron – Trilogie einen vierten Band hinzugefügt. Klett – Cotta, sein deutscher Verlag, nennt dies allerdings Williams‘ Antwort auf G.R.R. Martins Serie, was aus meiner Sicht Williams‘ Qualität herabsetzt und – wenn es eine Antwort sein sollte – einen Wettstreit heraufbeschwört, der völlig unnötig ist.

In der Lesewelt der Weltenerfinder*innen sind Serien so ausufernd erdacht worden, dass ihnen auch die sechs Buchdeckel einer Trilogie oft nicht ausreichen. Alleine Terry Pratchett hat mit der Scheibenwelt nicht einfach eine Welt, sondern ein ganzes Subgenre erschaffen. Pratchett hat mit der Scheibenwelt ebenso wie Anne McCaffery mit Pern ganz neue Planeten geschaffen und aus den Ursprungsgeschichten zahlreiche Prequels und Sequels und wie diese Ableger sonst noch heißen, weiterentwickelt.

Aber – was mache ich, wenn ich eine neue Serien – Leidenschaft entwickle; kaufe ich alle der ca. 2900 bislang erschienenen Wochenausgaben von Perry Rhodan? Grusel – selbst wenn ich Pakete auf dem Second Hand Markt kaufe, wird mir das zu teuer – glücklicherweise bin ich nicht Rhodan – abhängig. Da ich gelegentlich mal in die Honigfalle einer Serie gerate, bin ich froh, dass der Gebrauchtbuchmarkt sehr breit aufgestellt ist. In Bielefeld, meinem Arbeitsort, gibt es einige Antiquariate, in denen sich zu stöbern lohnt und wo Wunschlisten abgearbeitet werden. Und das Netz bietet mit verschiedenen Plattformen, auf denen auch örtliche Buchläden agieren, eine große Vielfalt.

Grundsatz

Inzwischen habe ich es mir zum Grundsatz gemacht, Bücher, die schon im Titel Teil 1 tragen, eher nicht zu kaufen.

Das engt mich sicher ein: Ich hätte die wunderbare Welt des Horatio Hornblower von C.S. Forrester nicht kennen – und so sehr lieben gelernt, dass er der meist – wieder – gelesene – Held meines Bücherregals geworden ist. Eoin Colfers Artemis Fowl hätte mich nicht in seine techno – magische Elfen, Fowl  und Trolle – Welt hineingezogen. (Allerdings werden die Bücher dieser Serien auch nicht sofort durchnummeriert in den Buchladen gestellt.)

Für mich bestehen wichtige Unterschiede zwischen Geschichten, die nie zum Ende kommen, weil der Held immer weiterreitet und solchen, in denen die mir inzwischen liebgewordenen Helden einfach immer neue Abenteuer erleben – oder noch typischer für Krimis, die lieb gewordenen Kriminalermittler*innen immer neue Fälle lösen; denn es ist durchaus interessant, die Heldin oder den Helden näher kennen zu lernen.

Nur selten gelingt es Buch – Serienhelden wie Harry Potter, dass Ladenschlusszeiten von Buchgeschäften verlängert werden, es zu langen Schlangen an Buchläden oder gar in Kinos kommt.

Gaanz selten wird aus einem kleinen Buch, einem Sequel zu einer Riesen – Fantasy – Trilogie ein noch riesigeres Kinospektakel: J.R.R. Tolkien hätte sich zu Lebzeiten entweder wahnsinnig beömmelt oder angeekelt weggedreht, hätte er gewusst, dass der kleine Hobbit auf drei Kinofilme aufgebläht und zu einem Kriegs – und Kampfspektakulum aufgebläht oder, aus meiner Sicht, vergewaltigt wird.

Vor kurzem ging ich einer großen Freude für Rittergeschichten nach. Hier und hier berichtete ich schon davon. Natürlich habe ich inzwischen schon Band drei und Band vier gelesen. Allerdings wirkt es schon manchmal quälend auf mich, wenn Geschichten nicht zum Ende kommen.

Bücher brauchen ein Ende, um vollständig zu sein. Wenn während einer Serie deutlich wird, dass die/der Autor*in sich nicht traut zum Ende zu kommen, oder sich verheddert, ist es unbefriedigend und unvollständig.

Lange Rede kurzer Sinn: Serienheld*innen sind nur so gut wie ihre Erschaffer*innen und nicht immer ist es Qualität, wenn Schreibende nicht mit zwei Buchdeckeln auskommen.

 

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Über Klaus Daniel 183 Artikel
Aufgewachsen bin ich mit Karl May. Tom Sawyer war ein Held meiner Kindheit. In Onkel Toms Hütte wollte ich einmal leben. Mein Hund sollte Jerry heißen. Ohne zu Lesen geht es nicht. Dabei ist kein Genre ausgeschlossen. Ich liebe Geschichten mit Happy End.