19. März 2024

Achtsamkeit tut weh – also den Anderen

„Lügen belasten das Gewissen. Wahrheit befreit. Sagt man. Das stimmt aber nicht. Der Umgang mit der Wahrheit ist oftmals schwieriger als der Umgang mit der Lüge. Die Wahrheit kann verletzender sein als die Lüge. Manche Wahrheit geht auch niemanden etwas an und darf durch eine Lüge geschützt werden. Wichtig ist, aus welcher Haltung heraus Sie sich selber für die Lüge oder die Wahrheit entscheiden.“

So heißt es in Joschka Breitners (leider fiktivem) Ratgeber für Führungskräfte. Diese und weitere Achtsamkeitsregeln kann man den beiden Büchern „Achtsam Morden“ und „Das Kind in mir will achtsam Morden“ entnehmen. Ohne lügen zu müssen kann ich schreiben, dass es diese Einwürfe sind, die beide Bücher lesenswert machen.

Als Mensch der in einer sozialen Einrichtung beschäftigt ist, werde ich auch im realen Leben häufiger mal mit dem Begriff der Achtsamkeit konfrontiert. Ich bin diesbezüglich eher skeptisch, daher fand ich den Tipp von Andrea (die meine Skepsis kennt), mich doch mal mit dem ersten Teil zu beschäftigen sehr interessant. Tatsächlich empfand ich den ersten Teil („Achtsam Morden“) – das zweite Buch auch – als sehr kurzweilig. Die Einwürfe des fiktiven Achtsamkeitstrainers und Autors Joschka Breitner sind derart fein pointiert, dass es ein Hochgenuss ist. Die Geschichte selbst ist eher seicht, unterstützt die Achtsamkeitsidee so jedoch sehr schön.

Björn Diemel, der Hauptprotagonist der Bücher ist Rechtsanwalt. Ein erfolgreicher und sehr desillusionierter Mensch. Er verstrickt sich in eine ziemlich verrückte Geschichte, in der seine Tochter, gleich zwei Mafiaanführer und ein Erzieher Rollen spielen.

Warum es achtsam ist, jemanden bei sehr warmen Temperaturen in einem Kofferraum zu lassen oder Ohren abzuschneiden, kann man erfahren, wenn man sich die beiden Bücher zu Gemüte führt. Da die Geschichte(n) eher übersichtlich sind, reicht jeweils ein verregneter Nachmittag pro Buch.

Karsten Dusse

Achtsam Morden / Das Kind in mir will achtsam Morden

Heyne

ISBN:  978-3-453-43968-9 / 978-3-453-42444-9

 

 

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