Einmal die Tour-de-France fahren
Für den 83-jährigen Georges und seinen 76-jährigen Nachbarn Charles soll dieser Traum in Erfüllung gehen.
Als die immer ängstlich um Georges bemühte Tochter Françoise beschließt, für ein paar Wochen in die Anden zu ziehen, wollen Georges und Charles die Chance nutzen. Denn Georges weiß, dass Françoise mit seinem Vorhaben nicht einverstanden ist. Während Georges und Charles die letzten Vorbereitungen zur Reise treffen, ruft Georges´ Enkeltochter Adèle an. Die junge Frau, die sich in London als Assistentin einer Filmequipe langweilt, möchte den Kontakt mit ihrem Großvater wiederaufleben lassen, den sie so lange schleifen lassen hat. Adèle vereinbart mit Georges, dass er sich täglich per SMS bei ihr meldet, damit sie sich keine Sorgen machen muss. Allerdings hat Georges mit seinen 83 Jahren nun eine neue Lernaufgabe: Er hatte nie ein Mobiltelefon und wusste bis dato nicht, was sms sind…
So fahren Georges und Charles in ihrem neuen Renault Scénic die Route der Tour-de-France nach. Dabei lernen sie nicht nur einander, sondern auch sich selber besser kennen und Georges erfährt, dass sein Freund Charles ein Geheimnis hat, an dem er schwer trägt. Gute Planung ist das Eine, der Zufall muss bewältigt werden. Die beiden Freunde erleben ein wirkliches Abenteuer auf der Straße. Sie treffen Menschen, es gibt eine Liebelei, und für beide Männer kommt es zu intensiven Momenten. Die kleinen Ungereimtheiten, das unausgesprochene ärgern, das der jeweils andere auslöst führt sogar zu einer heftigen Auseinandersetzung, die die beiden sturen Alten auf ihre Art lösen.
Dem sich stetig vertiefende Kontakt zwischen Enkelin Adèle und Großvater Georges zu folgen ist eine große Freude, hier entstehen viele Situationen die anrühren. Und letztlich ist es der Kontakt zu Georges, der Adèle zum Erzählen bringt und der sie es verdankt, die
„allmählich entstandene Gleichgültigkeit…“
abzustreifen und an der Tour de France ihres Großvaters aus der Ferne teilzunehmen.
Adèle und ihr Großvater begegnen sich ganz neu und entwickeln tiefe Verbundenheit mit dem jeweils anderen. Der Roman ist prall gefüllt mit Schilderungen aus der Bretagne, den inneren Reisen der alten und jungen Menschen und berührenden Begegnungen. Es wegzulegen ist traurig, eine Tatsache, die zeigt, dass dies ein richtig tolles Buch ist.
Übrigens:
Als ehemaliger Besitzer eines R4 war ich natürlich sehr begeistert von dem Buchcover – jedoch: Die beiden Männer fahren nicht mit einem R4 und sie fahren nicht durch Lavendelfelder. Da hat der Verlag wohl das „französische Klischee“ bedienen wollen…
Caroline Vermalle: Denn das Glück ist eine Reise
Bastei Lübbe
ISBN: 978-3-431-03835-4